Das Wir haben es satt!-Bündnis unterstützt die Forderung der Beschäftigten der Fleischwirtschaft und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) nach einem Tarifvertrag, der gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne garantiert. Gerechte Löhne müssen im Zweifel auch mit einem Arbeitskampf durchgesetzt werden. In diesem Kampf stehen wir solidarisch an der Seite der Beschäftigten und der Gewerkschaft.
Lange genug war die Branche geprägt von Ausbeutung und Billiglöhnen. Nur mit ökologischer und sozialer Gerechtigkeit schaffen wir Zukunftsperspektiven für den Agrar- und Ernährungssektor und letztlich für unsere Gesellschaft als Ganzes.
Mit dem Verbot von Werkverträgen und der Einschränkung von Leiharbeit hat die Bundesregierung bereits einen ersten Schritt in Richtung Arbeitsschutz getan. Der krassen Ungleichbehandlung von Arbeitsmigrant*innen und dem Lohndumping ins Bodenlose wurde damit ein Riegel vorgeschoben. Diese Veränderung war nur möglich durch den Druck von Beschäftigten und Gewerkschaft und weil das Pandemiegeschehen die Verantwortlichkeit von Politik und Fleischindustrie in den öffentlichen Fokus rückte.
Das System, das massenhaft Billigfleisch produziert, basiert auf einem immensen Ressourcenverbrauch und der Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur gleichermaßen. Geringe Erzeugerpreise für Bäuer*innen, Billiglöhne in der Verarbeitung, kostengünstige Futtermittelimporte aus Regenwaldgebieten, inakzeptable Tierhaltungsbedingungen und der Export von billigem Schweinefleisch bilden die Geschäftsgrundlage dieser Fleischindustrie. Konzerne erwirtschaften Milliarden-Umsätze, Bäuer*innen, Arbeiter*innen und die Gesellschaft zahlen die Zeche.
Seit nunmehr elf Jahren warnt das Wir haben es satt!-Bündnis vor den sozialen und ökologischen Konsequenzen dieser ruinösen Agrar- und Ernährungsproduktion. Wir fordern den bäuerlich-ökologischen Umbau der Landwirtschaft. In Europa produzieren und konsumieren wir weit über die Grenzen der Nachhaltigkeit hinaus. Das gilt gerade und besonders für die Fleisch- und Milchindustrie. Nur wenn wir weniger Tiere besser halten und für gute Haltungs- und Produktionsbedingungen faire Preise zahlen und faire Löhne sicherstellen, können die notwendigen Veränderungen im Agrar- und Ernährungssektor gelingen.
Dieser Wandel muss durch eine breite politische und gesellschaftliche Unterstützung getragen werden und braucht effektive sozialpolitische Rahmenbedingungen. Und dazu gehören auch gute Arbeitsbedingungen und ein gutes Einkommen!
Am 29. März hat die dritte Tarifverhandlung zwischen der Gewerkschaft NGG und der Arbeitgeberseite stattgefunden. Diese Verhandlungsrund ist ohne Ergebnis und ohne weitere Terminabsprachen zuende geagngen. Seit dem 12. April finden im Rahmen der Tarifauseiandersetzungen Arbeitskampfmaßnahmen der Gewerkschaft statt. Aktuelle Pressemitteilungen der NGG sind hier abrufbar.