Flächen sichern für die Landwirtschaft

Frieder Thomas ist Geschäftsführer des AgrarBündnisses, in dem neben Demeter auch viele Trägerorganisationen von Meine Landwirtschaft Mitglied sind. Gemeinsam mit dem Netzwerk Flächensicherung hat das Bündnis ein Diskussionspapier vorgelegt, in dem Bund und Länder aufgefordert werden, die bäuerliche Landwirtschaft vor Bodenspekulationen zu schützen.

Herr Thomas, wie kommt es zu den steigenden Pacht- und Kaufpreisen für Boden?
Die Ressource fruchtbarer Boden ist weltweit begrenzt. Die Nachfrage nach Agrarprodukten steigt aber: Die Weltbevölkerung wächst, flächenintensive Ernährungsgewohnheiten und der Bedarf landwirtschaftlicher Rohstoffe zur energetischen und stofflichen Verwendung nehmen zu. Das führt zu einer relativen Knappheit und lässt die Preise steigen. Hinzu kommen niedrige Zinsen und viel freies Kapital. Investoren sind bei der Suche nach Anlagemöglichkeiten auf die knappe Ressource Boden gestoßen – auch hierzulande. Sie orientieren sich nicht am erzielbaren landwirtschaftlichen Ertrag – sie wissen, dass die Renditen gering sind. Doch das Risiko eines Preisverfalls tendiert gegen null und sie spekulieren auf steigende Bodenpreise.

Warum ist das ein Problem?
Der Verkehrswert übersteigt oft beträchtlich den Ertragswert. Da ist es nicht mehr möglich, die Kosten für Boden durch Landwirtschaft zu decken. Das führt zu einer weiteren Industrialisierung der Landwirtschaft und der meist teuerste Produktionsfaktor Arbeit wird so weit wie möglich reduziert. Das steht im Gegensatz zu bäuerlich-ökologischen Betrieben, die sich nicht selbst wegrationalisieren und eine möglichst hohe Wertschöpfung auf der Fläche anstreben. Verloren geht auch die breite Eigentumsstreuung. Die Landkonzentration betrifft konkret die Landwirtschaft, destabilisiert aber auch den ländlichen Raum.

Was müssten Bund und Länder nun konkret tun?
Notwendig wäre eine Preisbremse. Gemäß EU-Kommission ist es außerdem rechtens, dass der Kauf landwirtschaftlicher Flächen nur nach einer staatlichen Genehmigung möglich ist. Die Kriterien solch einer Genehmigung müssen diskutiert und klar formuliert werden. Auch innerhalb der Landwirtschaft sollte die Verteilung breit gestreut und Monopole einzelner Betriebe verhindert werden. Lokale oder regionale Konzentrationsobergrenzen wären dafür ein Mittel. Außerdem dürfen EU-Mitgliedsstaaten Vorkaufsrechte für bestimmte Personenkreise gewähren – Pächter, Nachbarn, Miteigentümer oder den Staat selbst. Auch Kriterien wie Gentechnikfreiheit oder Ökolandbau könnten hinzukommen. Aus agrarstruktureller Sicht ist eine Erleichterung von bäuerlichen Betriebsneugründungen notwendig. Das alles erfordert Transparenz auf dem Bodenmarkt.

Wie können die Bio-Verbände Land für die bäuerliche Landwirtschaft sichern?
Zunächst können sie die genannten Maßnahmen auf ihre politische Agenda heben. Und sie sollten sich Einsteigern widmen. Gerade im Ökolandbau gibt es viele junge Menschen, die nicht aus der Landwirtschaft stammen, aber dort arbeiten wollen. Wenige von ihnen sind ausreichend kapitalkräftig, um einen Hof zu kaufen. Andererseits gibt es viele Nicht-Landwirte, die hier unterstützend investieren wollen. Bei den genannten Maßnahmen eine praktikable Trennlinie zwischen Spekulanten und Gemeinwohlökonomie zu finden ist nicht ganz einfach, aber dringend notwendig.


Dieses Interview erschien zuerst in Lebendige Erde (Ausgabe 05/2018).


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