Bienen in Sicht!

Seit Jahren ist klar, dass es den Bienen immer schlechter geht. Der Einsatz von Neonicotinoiden und anderen Pflanzen- und Insektenvernichtungsmittel in der Landwirtschaft, die Varroamilbe, der Verlust von Wildblumenpopulationen und Ackerpflanzen sowie Straßenbau und Zersiedelung haben den fleißigen Insekt schwer zu schaffen gemacht. Bienen und auch andere bestäubende Insekten tragen zu einem großen Teil zum Ernteerfolg in der Landwirtschaft bei. Wir denken dabei hauptsächlich an die Bienen, die uns den Honig liefern und von Imkern gezüchtet und gehalten werden. Aber auch die Wildbienen leisten einen unschätzbaren Beitrag, wenn es um das Bestäuben von Pflanzen geht. Der Frühling ist in vollem Gange, die ersten Blüten finden sich im Garten und an Bäumen und Sträuchern. Höchste Zeit, sich Gedanken zu machen, was jeder von uns noch tun kann, um den Bienen und anderen bestäubenden Insekten zu helfen.

Samenbomben

Samenbomben – auch Blumenbomben genannt – sind Kügelchen aus Tonmehl, Saatgut und Erde, die von Frühjahr bis Sommer ausgeworfen werden können, um eine wunderschöne kleine Blumenwiese zu pflanzen. Das Prinzip von Samenbomben ist einfach: Die Bombe enthält verschiedene Blumensamen und kann einfach in den Garten oder auf einen Grünstreifen ausgebracht werden. Besonders in Städten finden sich häufig ungenutzte Grünflächen, die man mit dem Auswerfen der Samenbomben verschönern kann. Benutzt man eine Saatgutmischung, die sich als Bienenweide eignet, schafft man gleichzeitig ein Nahrungsmittelangebot für Wild- und Honigbienen. Unter Bienenweiden werden Blumen verstanden, die ein reichhaltiges Angebot an Pollen und Nektar für Bienen bieten. Solche speziellen Samenmischungen kann man ganz einfach im Bau- oder Pflanzenmarkt oder im Internet erwerben.

Verzicht auf Pflanzen- und Insektenschutzmittel

Da ist jeder gefragt. Zurzeit bieten Pflanzen- und Baumärkte immer noch Schädlingsvernichtungsmittel an, die zum Beispiel Glyphosat enthalten. Auch wenn Monsanto und Co. gerne behaupten, dass Glyphosat für Bienen und andere Insekten nicht schädlich sei, konnten andere, unabhängige Studien beweisen, dass die Bienen unter anderem Beeinträchtigungen ihrer Orientierung erleiden und nicht mehr zum Bienenstock finden. Wenn jeder Hobbygärtner auf solche Mittel verzichtet, hilft er den Bienen.

Wildbienenhotel

Es ist auch möglich in seinem eigenen Garten Bienen zu halten. Das bedeutet nicht, dass Sie gleichzeitig Imker werden müssen. Auch Wildbienen sind wichtige Bestäuber und sollten in keinem Garten fehlen. Hierzu gibt es ein spannendes Projekt namens „BEE WILD“ aus Alztal, Bayern, das sich den Wildbienen angenommen hat.

Christian Müller, Mitbegründer des Projekts „BEE WILD“, hat uns ein paar Fragen beantwortet. Vielleicht bekommen Sie ja auch Lust auf Wildbienen im eigenen Garten?

PROVIEH: „BEE WILD“ – Das klingt ja schon mal wild. Was ist das genau?

Müller: Als Imker traten immer mehr Personen an mich heran, denen der Rückgang von Bestäubern im eigenen Garten auffiel und die sich ein Bienenvolk für ihren Garten zur Bestäubung wünschten. Obstbäume, die früher brummten und summten, blieben leer. So kamen wir auf die Idee, gezielt Mauerbienen in eigens dafür konzipierten Wildbienenhotels für die Bestäubung einzusetzen. Wildbienen brauchen keine Betreuung und sind äußerst friedfertig. Aber nicht nur die Bestäubung konnten wir hierdurch steigern, sondern auch vielen Menschen das Thema Wildbienen näher bringen, Begeisterung wecken und auf die Bedürfnisse und Probleme der kleinen Bestäuber aufmerksam machen.

PROVIEH: Kann wirklich jeder Wildbienen halten? Brauche ich zusätzlich noch Equipment?

Müller: Für Wildbienen sind grundsätzlich drei Faktoren von großer Bedeutung: Nahrung, Nistplatz und Baumaterial. Letzteres sind bei unseren Mauerbienen zum Beispiel Erde und Lehm. Ansonsten ist bei unserem Nistkasten alles dabei, was benötigt wird. Es war uns wichtig keine Abhängigkeit zu schaffen, sondern unseren „Hoteliers“ alles mitzugeben, was dafür nötig ist. Dafür versenden wir immer auch einen Infoflyer und eine detaillierte Anleitung. Zudem stehen viele Infos auf unserer Homepage. Und sollte doch einmal eines der Nistbrettchen getauscht werden müssen, ist dies über uns selbstverständlich zu einem geringen Unkostenbeitrag möglich.

PROVIEH: Müssen bestimmte Pflanzen in der Nähe sein?

Müller: Unsere Mauerbienen sind Allrounder, also nicht wie viele Wildbienenarten nur auf eine Pflanzenart spezialisiert. Aber auf ein durchgehendes Blütenangebot von März bis Oktober zu achten ist trotzdem ratsam. Von einem solch vielfältigen Blütenangebot profitieren dann nicht nur unsere Mauerbienen, sondern eben auch viele andere Wildbienenarten und weitere Insekten!

PROVIEH: Nistkasten ist doch gleich Nistkasten oder muss er ganz besonders sein?

Müller: Speziell bei Wildbienenhotels sind viele Dinge zu beachten und leider ist bei manchen auch oftmals etwas falsch gemacht. Ein Insektenhotel ist auch nicht gleich ein Wildbienenhotel. Unser Nistkasten ist speziell auf die Bedürfnisse der roten und der gehörnten Mauerbiene zugeschnitten. Auch Blattschneiderbienen siedeln sich gerne an. Das Hotel kann man über Jahre immer wieder verwenden, beschädigte und befallene Nistbrettchen können einfach entnommen und gereinigt werden. Optimale Bedingungen ergeben eine hohe Nistdichte. Wir haben Jahre am Konzept und den Hotels gearbeitet und diese verbessert, bis wir die endgültige Version fertiggestellt hatten, die wir heute anbieten können.

PROVIEH: Wo kann ich denn die „BEE WILD“-Bienen kaufen?

Müller: Alle Infos gibt es auf unserer Homepage www.alztalhonig.de unter dem Punkt „BEE WILD“. Da wir bewusst auf einen Onlineshop verzichtet haben, bitten wir Interessenten, uns eine E-Mail an unsere Mail-Adresse imker@alztalhonig.de zu senden. Wir lesen und beantworten zeitnah alle Mails, die uns zugesandt werden.

Vielen Dank für das Gespräch.


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