Zahl der Hungernden angestiegen: Die Politik hat versagt
Die Zahl der Hungernden stieg laut aktuellem Welternährungsbericht im vergangenen Jahr auf 821 Millionen Menschen. Oxfam gibt der deutschen Politik eine Mitschuld. Die Welthungerhilfe spricht sich für eine Stärkung der Rechte von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern aus.
Die Ursachen: Menschengemacht
Jeder neunte Mensch weltweit ist von Hunger und Unterernährung betroffen. Die Zahl der Hungernden stieg in den vergangenen drei Jahren von 777 Millionen auf 821 Millionen Menschen. Das Ziel der Vereinten Nationen, bis zum Jahr 2030 den Hunger im Rahmen der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) in der Welt ganz abzuschaffen, ist damit gefährdet. Die UNO-Organisationen, die den Welternährungsbericht am Dienstag in Rom vorstellten, nannten Konflikte, Wirtschaftskrisen, Klimaveränderungen und deren wechselseitige Wirkung als Ursachen.
Die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam erinnert: All diese Ursachen sind menschengemacht. Sie sind die direkten Folgen verfehlter Politik. „Bei der politischen Diskussion gerät aus dem Blick, dass Deutschland zur Entstehung von Hunger beiträgt“, sagt Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale. Das geschieht dadurch, dass die deutsche Agrar- und Handelspolitik Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in armen Ländern vom Markt drängt und damit ihre Lebensgrundlagen bedroht, die Agrospritpolitik zu Landgrabbing führt und die Kohlepolitik den Klimawandel vorantreibt. „Bäuerinnen verlieren aufgrund von Klimaextremen ihre Ernte, Viehhalter ihre Tiere“, so Wiggerthale. Daher müsse man die Ursachen von Hunger und Elend endlich angehen.
Für eine Stärke der Rechte von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern
Die Welthungerhilfe spricht sich ebenfalls für eine Stärkung der Rechte von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern aus, sowie für Menschen in ländlichen Regionen. „Ihnen werden produktive Ressourcen wie Land, Wasser oder Saatgut entzogen. Menschenrechtsverteidiger werden zunehmend bedroht oder gar ermordet“, so die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann. Von der Bundesregierung fordert sie, die im UN-Menschenrechtsrat geplante „UN-Erklärung zu den Rechten von Kleinbauern und anderen Menschen, die in ländlichen Regionen arbeiten“ zu unterstützen.
Bundesregierung muss UN-Erklärung für Bauernrechte unterstützen
Auch Oxfam fordert die Bundesregierung auf zu handeln und eine Analyse der Auswirkungen deutscher bzw. europäischer Politik auf Hunger in armen Ländern aufzustellen. Aus dieser sollen dann Konsequenzen für den politischen Kurs folgen. Die Forderungen sollte die Bundesregierung ernst nehmen. Denn laut einer aktuellen Umfrage von Infratest Dimap im Auftrag der Welthungerhilfe finden neun von zehn Bundesbürger*innen die Hungerbekämpfung weltweit „sehr wichtig“.
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