Verbände veröffentlichen Eckpunktepapier zum Wolf

Der Wolf ist zurück in Deutschland und er stellt die Weidetierhaltung vor Herausforderungen. Tierschützer*innen sind über die Rückkehr des Wolfs erfreut, während Schäfer*innen ihre Herden durch das Raubtier bedroht sehen. Vor diesem Hintergrund veröffentlichten der Bundesverband Berufsschäfer, der Deutschen Tierschutzbund, NABU und BUND sowie weitere Umweltverbände Ende August erstmals eine gemeinsame Stellungnahme zu dem Thema. Der Tenor der acht Organisationen: Es ist an der Zeit zusammen zu arbeiten, im gemeinsamen Interesse von Weidetierhalter*innen, Jäger*innen sowie Natur- und Tierschützer*innen.

„Die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland und der Erhalt von artenreichen, extensiv bewirtschafteten Grünland-Biotopen sind zwei Seiten derselben Medaille“, erklärten die Verbandsspitzen in Berlin. Trotz unterschiedlicher Interessenlagen haben es die Verbände geschafft, unter dem Titel „Eckpunkte für ein konfliktarmes Zusammenleben von Weidetierhaltung und Wolf“ gemeinsame Positionen zu erarbeiten. Zentralen Stellenwert im Umgang mit dem wilden Tier hat dabei die Anerkennung des Schutzstatus des Tieres. Gleichzeitig wird betont, die wirtschaftlichen Schäden für Weidetierhalter*innen müssten minimiert werden, indem Übergriffe auf Weidetiere – soweit möglich – verhindert und etwaige Schäden kompensiert werden. Schlüssel hierfür ist ein schlaues Wolfsmanagement, also eine kontinuierliche Erfassung und Erforschung der Bestände ebenso wie die Verbesserung des Herdenschutzes.

Die Verfasser*innen stellen fest, dass die extensive Weidetierhaltung unersetzlich ist. Stellt sie doch eine besonders naturverträgliche Form der Landnutzung dar und dient so dem Erhalt von Natur und Landschaft. Betriebe dieser Art stehen derzeit jedoch vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: „Die Weidetierhaltung benötigt dringend zukunftsfähige Perspektiven. Dazu zählt die Vermeidung und Entschärfung von Konflikten mit dem Wolf“, heißt es in dem Eckpunktepapier. Wirtschaftliche Benachteiligungen von Weidetierhalter*innen in Wolfsgebieten müssten angemessen und unbürokratisch aufgefangen werden. Aus Sicht der Verbände kann die begründete Tötung von einzelnen Wölfen notwendig werden. Eine „Entnahme von Wölfen“ darf jedoch nur geschehen, wenn sie dem Erhalt der Weidetierhaltung und ihrer ökologischen Leistungen dient und alle zumutbaren Alternativen ausgeschöpft sind.

In einem nationalen Zentrum für Herdenschutz sollen - so die Empfehlung der Organisationen - Erfahrungen zentral gebündelt werden. Entscheidend sei darüber hinaus ein unbürokratischer Herdenschutz. Schadensausgleiche für Wolfsübergriffe müssten möglichst schnell erfolgen. Nicht nur für Tierverluste, sondern auch für weitere betriebliche Schäden, die durch den Wolf verursacht wurden. „Weidetierhalter*innen brauchen dafür geeignete Zäune, ausgebildete Herdenschutzhunde, Schulung und Beratung“, so die Verbände. Nicht nur die Einrichtung, sondern auch der Unterhalt von Herdenschutz müssten zukünftig gefördert werden.

Abschließend fordern die Organisationen Bund und die Länder auf, sich für die Schaffung eines Instrumentes zur Förderung des Herdenschutzes in der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union einzusetzen.


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