Trinkwasser bald bis zu 45 Prozent teurer

Trinkwasser könnte laut einer neuen Studie des Umweltbundesamtes (UBA) in einigen Regionen Deutschlands künftig um bis zu 45 Prozent teurer werden. Ursache dafür sind die steigenden Kosten für die Aufbereitung des Wassers, weil die Landwirtschaft mit zu viel Nitrat aus Gülle und Mineraldünger das Grundwasser verschmutzt. Schon im Januar hatten die Wasserwerke vor Preissteigerungen von bis zu 62 Prozent gewarnt. Umweltverbände fordern daher, das Düngerechts müsse verschärft werden. Auch dürfe die Aufbereitung nicht den VerbraucherInnen in Rechnung gestellt werden.

Wenn Grundwasser einen zu hohen Anteil von Nitrat enthält, eignet es sich nicht mehr als Trinkwasser. Es muss dann kostenintensiv verdünnt oder chemisch aufbereitet werden. Bei etwa einem Drittel aller Grundwassermessstellen in der Nähe landwirtschaftlicher Nutzflächen werden die Nitrat-Grenzwerte in Deutschland überschritten. Besonders hoch ist die Belastung durch das Gemisch aus Stickstoff und Sauerstoff in Gebieten mit viel Tierhaltung. Das UBA hat nun berechnet, dass die Wasserwerke bis zu 767 Millionen Euro im Jahr für die Aufbereitung aufwenden müssen. Für einen Vier-Personen-Haushalt sind das Mehrkosten von bis zu 134 Euro im Jahr.

„Es ist inakzeptabel, dass die Wasserwerke und letztlich die Verbraucher*innen hunderte Millionen Kosten tragen müssen, weil die Gewässer in Deutschland mit Düngemitteln belastet sind“, kommentierte der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger. Der Umweltverband fordert eine deutliche Verschärfung des Düngerechts und einen sofortigen Düngestopp in besonders belasteten Gebieten. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt solle endlich die schon vor langem angekündigte Hoftorbilanz für landwirtschaftliche Betriebe umsetzen. Diese sieht eine Erfassung der Stickstoffmengen vor, die über Dünger und Tierfutter in einen Betrieb gelangen und der Mengen, die dort produziert werden. So ließe sich nachweisen, wer die Stickstoffüberschüsse verursacht.

Die im Frühjahr beschlossene Novelle des Düngerechts sei bei weitem nicht ausreichend, kommentierte Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Christiane Huxdorff. Ihr Fazit: „Der Agrarminister unternimmt zu wenig, um unser wichtigstes Lebensmittel ausreichend zu schützen.“ Dass die Verbraucher*innen die Zeche für die Vergehen der Agrarindustrie künftig mit der Wasserrechnung zahlen müssen, sei ungerecht und stelle das Verursacher*innenprinzip auf den Kopf, so Greenpeace. Die tatsächlichen volkswirtschaftlichen Kosten – darunter auch die Schäden an Gewässern und Fischen, die das UBA nicht berücksichtigt – dürften in die Milliarden gehen. Dabei müssten eigentlich diejenigen, die das Wasser durch Überdüngung belasten, zur Kasse gebeten werden. Viele Nahrungsmittel sind nur auf den ersten Blick günstig. Würde nämlich die teure Wasseraufbereitung auf die Preise für konventionelle Lebensmittel aufgeschlagen, wären Öko-Lebensmittel im Verhältnis nicht viel teurer.


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