Wir haben es satt!: Äußerungen des Rapunzel-Geschäftsführers sind untragbar

Um es gleich vorweg zu nehmen: Obwohl die Corona-bedingten Einschränkungen für uns alle unangenehm sind und für viele derzeit prekäre Lebensumstände bedeuten, halten wir es für selbstverständlich sich an die Empfehlungen von Epidemiolog*innen und anderen Expert*innen im Gesundheitsbereich zu halten. Wir teilen die Sicht all jener, die fordern, dass man jeder Krise ernsthaft begegnen sollte – nämlich faktenbasiert und mit Vor- und Fürsorge für die Schwächsten.

Die Aussagen des Rapunzel-Gründers Joseph Wilhelm in seinen „Wochenendbotschaften“ halten wir vor diesem Hintergrund für absolut nicht tragbar. Dasselbe gilt für andere ähnliche Aussagen und all die irrsinnigen Verschwörungstheorien, die momentan propagiert werden. In seinen wöchentlichen Rundschreiben fabuliert der Rapunzel-Geschäftsführer nicht nur von einem vermeintlichen Impfzwang, er behauptet auch, Viren leisteten einen wichtigen Beitrag zu Fortentwicklung der menschlichen Anatomie und Psyche. Das Tragen von Masken stelle für ihn die höchste Form der Demütigung dar. Zitat: „Masken=Maulkorb=Unterwerfung“. Und aktuell fühlt sich der 66-Jährige an das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte erinnert.

Die letzten Monate haben gezeigt: Untätigkeit straft das Corona-Virus mit dem massenhaften Tod von Menschen. Opfer sind insbesondere die Schwachen und Armen und all jene, die für sie sorgen. Also in erster Linie Menschen, die nicht auf eine gute Krankenhausinfrastruktur, staatliche Fürsorge, angemessene Hygiene, ausreichend Platz und gesunde Ernährung zurückgreifen können. Vielen ist derzeit zudem der Zugang zu Nahrung auf Grund von Ernteausfällen, Lieferschwierigkeiten, Marktschließungen und willkürlichen Repressalien erschwert.

Wilhelms Infragestellung der wissenschaftlichen Erkenntnisse und gesellschaftlichen Realitäten zeugt im besten Fall von der Ignoranz eines sozial und ökonomisch Bessergestellten. Selbst seinen Rat, dass „eine vollwertige Ernährung mit ausreichend Frischkost und viel Bewegung an der frischen Luft die Immunabwehr ganz entscheidend stärkt“, empfinden wir mit Blick auf die sozialen Ungleichheiten und Auswirkungen der Pandemie als extrem beschämend. Sie wird auch in keinster Weise der selbsterklärten Verantwortung seines Unternehmens gerecht.

Selbst in Europa – ja, sogar in Deutschland – sind die Möglichkeiten, Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten und der Zugang zu gesundem Essen oftmals ein Privileg. Auch wenn die Wertschätzung für gutes Essen gesamtgesellschaftlich steigen muss, ist klar:  Wer auf den Mindestlohn oder das Arbeitslosengeld angewiesen ist, kann sich den regelmäßigen Kauf von Bio-Lebensmitteln nur schwerlich leisten.

In der Vergangenheit hat Rapunzel, zu dessen Unternehmensgruppe auch Zwergenwiese gehört, die von uns initiierte Wir haben es satt!-Demonstration als Förderer unterstützt. Angesichts der aktuellen Positionierung durch den Gründer und Geschäftsführer können wir uns eine derartige Zusammenarbeit in Zukunft nicht vorstellen.


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